Welche Institutionen und Gewerbe waren in der Vorstadt angesiedelt?
Die Vorstadt war als «mindere Stadt» lange Zeit ein Ort, an welchem Gewerbe und Dienstleistungen angesiedelt wurden, die in der «mehreren Stadt» auf der anderen Aareseite nicht so gerne gesehen waren.
Gerbereien mit ihrem strengen Geruch und feuergefährliche Gewerbe wie Schmieden und Giessereien wurden eher in der Vorstadt bewilligt. Und auch viele Brauereien und Hotels lagen in der Vorstadt.
Die Obrigkeit platzierte ihrerseits Institutionen in der Vorstadt, die wenig attraktiv waren als Nachbarn: Das Hospital mit Bettelstube, welches sich in der zweiten Hälfe des 18. Jahrhunderts dann zu einem modernen Akutspital entwickelte, das Waisenhaus, das Arbeitshaus für die Armen und Randständigen und schliesslich das Prison, das Gefängnis der Stadt.
Interessant ist, dass diese Institutionen teilweise bis weit ins 20. Jahrhundert in der Vorstadt angesiedelt blieben und später durch andere, ebenfalls als Nachbarn nicht sehr beliebte Institutionen ersetzt wurden, wie die Gassenküche und das Fixerstübli. Und auch die Hotellerie und das Gastgewerbe sind noch immer sehr stark vertreten. Es gibt in der Vorstadt somit spannende Kontinuitäten, die von der Barockzeit bis heute reichen.